Bisse de Fan und Erdpyramiden von Euseigne

Strecke: Vex 939 m - Bisse de Fan - Erdpyramiden von Euseigne - Euseigne 975 m

Bisse de Fan - Verwachsen und Vergessen
Die Bisse de Fan fasste ihr Wasser auf 1060 Meter über Meer an der Dixence. Von dort führte der noch gut sichtbare Wasserlauf dem Hang entlang nach Vex, einem Dörfchen am Eingang des Val d'Hérens.
Die Bisse wurde vor 1825 gebaut und ist schon seit einigen Jahrzehnten stillgelegt.

Quelle: Wandern an sagenhaften Suonen von Johannes Gerber, Rotten Verlag


Die Pyramiden von Euseigne
Die Pyramiden von Euseigne sind eines der bekanntesten Naturdenkmäler des Eringertales und des Wallis. Sie bilden eine der bedeutendsten erdwissenschaftlichen Sehendswürdigkeit der Alpen und stehen unter dem Schutz der Eidgenossenschaft.

Die Gletscher und Euseigne
In der Endphase der letzten Eiszeit, vor rund 80'000 bis 100'000 Jahren, wich der Eringergletscher nach Süden zurück. Er teilte sich dabei in zwei Ströme auf, aus denen die Wildbäche Dixence und Borgne entstanden. Beim Rückzug des Eises liessen die beiden Nebengletscher riesige, von ihren Seitenmöranen mitgeschleppte Schuttmengen zurück. Im Gebiet von Euseigne wurde dieser Gletscherschutt verschiedener Herkunft zu einer mächtigen Mittelmörane zusammengschoben, die auch grosse Felsbrocken enthalt. Die Moränen wurden an dieser Stelle mit ungeheurem Druck von über 1000 m mächtigen Eismassen zusammengedrückt und trockneten nach dem Abschmelzen des Eises aus. Dabei entstanden Hohlräume zwischen den Fels- und Steinbrocken, die sich nach und nach mit feinkörnigem Material (Lehm und Sand) füllten. Es bildete sich ein äusserst hartes, verkittetes Gemisch, das man als "Betonmoräne" bezeichnet.

Die Entstehung der Pyramiden
Seit dem Rückzug des Eises ist das abgelagerte Moränenmaterial der Witterung ausgesetzt, welche diesen recht wasserdichten, verschiedenartigen, harten Beton langsam aber stetig zermürbt. Niederschläge und Schmelzwasser, welche oberflächlich über die Moräne rieseln, legen nach und nach die grossen, widerstandsfähigen Felsbrocken frei. Dank ihrer Grösse und ihres beträchtlichen Gewichts bilden diese Brocken "Schutzkappen". Sie drücken das darunterliegende Material zusammen und schützen es vor dem Abtrag durch Wind und Wasser. Die ungeschützte Moräne ringsum zerbröckelt hingegen und wird nach und nach von Wind und Wasser davongeschwemmt, respektive weggeschliffen und - geblasen. Dieser natürliche Erosionsprozess ist nach wie vor im Gang.
Die Pyramiden von Euseigne sind stattliche 10 - 15 m hoch. Ihre steinerne, auf Säulen sitzende Schutzkappen bestehen aus massiven Felsbrocken von mehreren m3 Durchmesser und bis zu 20 Tonnen Gewicht. Es handelt sich entweder um Gneis (Granitschiefer) oder um dunkelgrünen Fels (Serpentinite), die durch den eiszeitlichen Eisstrom von den Talenden des Eringertals oder des Val Hérmencé herabgetragen wurden. 

Ihr weiteres Schicksal
Die Pyramiden sind durch langwierige, natürliche geologische Vorgänge entstanden und gehen unweigerlich einem natürlichen Zerfall entgegen. So bedauerlich dies erscheinen mag: sie werden früher oder später einstürzen oder ihre steinernen Kappen verlieren und dann innert mehrerer Jahrzehnte oder Jahrhunderte verschwinden. Das Zerbröckeln der "Betonmoräne" wird durch Riesel- und Sickerwasser, sowie durch das Wechselspiel von Frost- und Tauwetter beschleunigt, welche die Spalten im Inneren dieser Gebilde aufweiten. Ihr Fundament wird dadurch brüchig, die steinernen Häupter geraten ins Wanken und stürzen herunter. Die nunmehr barhäuptigen Pyramiden sind der Witterung stärker ausgesetzt und vermögen ihr nicht allzu lange stand zu halten. In Euseigne sind einige spitzen Pyramiden bereits "enthauptet".

Vex

Bisse de Fan



Erdpyramiden von Euseigne


Blick talauswärts zum Rhonetal




Hinter den Pyramiden: Hérémence

Euseigne


Kommentare

  1. Tolle Suonen-Wanderung...schade, dass der Bisse de Fan kein Wasser führt. Wer weiss, vielleicht wird er ja auch einmal wieder restauriert!!!
    Und...danke für die Erklärungen der Pyramiden...interessant!!

    LG Bidi

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Danke für die ausführlichen Erklärungen zu den Pyramiden. So detailliert habe ich das noch nie gelesen. Als ich damals dort war, glaubs im November, da war der Kiosk geschlossen. Hast du die Infos von dort?
    Gruess vom Werner

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  4. jep, habe die Infotafel fotografiert und dann abgeschrieben

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  5. Schöne Fotos hast du da gemacht! Gratuliere! Finde übrigens deine Ehrlichkeit ganz toll!

    http://www.posthotel.it

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