Lost

Es ist nicht immer einfach, einen passenden Blog-Titel zu finden. Wie ich auf "Lost" komme, erzähle ich mit folgenden Zeilen: 

Ich beginne von ganz vorne. In der Regel - sofern ich nicht gerade in den Ferien bin, dann habe ich nämlich keinen Laptop dabei - entstehen meine Beiträge am Tag der Wanderung. Das heisst, dass ich nach einer Wanderung mit den Öffis nach Hause fahre, mich kurz erhole, dusche, koche, esse und abwasche. Manchmal gibt es noch 1-2 Gläschen Wein. Meist schon zu fortgeschrittener Stunde, fahre ich den PC hoch. Ich lade meine Bilder von der Kamera auf den PC rüber. Auf einer Tageswanderung mache ich zwischen 100 und 200 Fotos. Diese sichte ich nach dem Heraufladen auf dem PC. Ich wähle dann um die 20 Fotos aus, die auf dem Blog dann zu sehen sind. Diese Fotos sollen die Wanderung in allen Facetten zeigen. Ich bearbeite die Fotos jeweils sanft. Nachdem ich die Fotos auf den Blog geladen habe, beginne ich für die Wanderung einen passenden Titel zu finden, was nicht immer leicht ist, wie ich ja bereits schon erwähnt habe. Danach schreibe ich etwas Kurzes über die Wanderung und beschreibe die Bilder, sofern ich es nötig finde. Ist für ich alles einigermassen passabel, veröffentliche ich den Blogbeitrag und nehme danach selten Änderungen vor, ausser ich finde Tippfehler.

Ja, und jetzt? Jetzt weiss ich gar nicht mehr, was ich eigentlich schreiben wollte. Es geht um den Titel. Dazu muss ich hier zuerst erzählen, was mir heute passiert ist. Auf der heutigen Wanderung habe ich mein Handy verloren (ich habe es aber wieder gefunden, schon mal vornweg). Ich habe mich eine lange Zeit den Smartphones verweigert. Diese Dinger machen nämlich abhängig. Man sieht dies tagtäglich, wenn man seine Mitmenschen beobachtet. Im ÖV starren viele dauernd auf den Bildschirm, auch beim Gehen, Velo- und Autofahren. Ich schweife ab. Auch ich bin ein gewisses Mass davon abhängig, denn ohne das Smartphone kann ich keine Zahlungen mehr tätigen, weiss nicht, wann wo welcher Zug fährt usw. (vor allem wenn ich unterwegs bin). Kommunizieren kann man mit dem Ding, wenn man es nicht mehr hat, auch nicht mehr.

Ich habe noch nie etwas verloren oder liegen gelassen. Im Juli wurde mir meine Moon-Swatch gestohlen, wahrscheinlich im Tram auf dem Nachhauseweg von der Arbeit. Wenn man auf einer Wanderung das Handy aus dem Rucksack hervorkramen will, um die Swisstopo-App nach dem Weg zu konsultieren, und es dann nicht findet, dann gerät man ein wenig in Panik. Man sucht wie ein Wilder, packt alles aus, leert den Rucksack und findet nichts. Dann macht man sich Gedanken, wann und wo man das Handy zuletzt gebraucht hat. Das war 1,3 km und 280 Höhenmeter weiter oben. Für den Weg dahin, wo ich den Verlust bemerkte, brauchten wir über eine halbe Stunde - im Abstieg. Doris und Mutter den Weg weisen und mich schnellstens auf den Weg machen, wo ich den Verlust vermute. Mir fiel das Handy aus dem Rucksack, als ich den Rother-Wanderführer las, um den Weiterweg herauszufinden. Die 1,3 km und 280 Höhenmeter schaffte ich um 20 Minuten. Und mein Smartphone lag tatsächlich beim Wegweiser Via Plaids. Was für eine Erleichterung! Was für ein Krampf! Ich war sowas von aus der Puste. Mein Herz pochte sichtlich, drohte aus dem Körper zu springen. Erleichtert rief ich Doris an. Sie und Mutter werden zurück laufen und bei Sontga Clau auf mich warten, dort wo ich das Handy vermisste. Den Rückweg schaffte ich unter 10 Minuten. Was bin ich für mein Alter noch fit, obwohl ich 30 Jahre rauchte und Asthmatiker bin. Aber ich war mal sehr polysportiv und betrieb täglich abwechselnde Sportarten. Ich bin, wenn es um körperliche Leistungen geht, sehr zäh. Wenn ich etwas wirklich aus fester Überzeugung will, dann erreiche ich das. Ich wollte mein Handy wieder und habe es wieder bekommen. "Lost" bezieht sich aufs kurzzeitig verlorene Handy. Die Lehren aus diesem kurzfristigen Verlust habe ich gezogen, ich weiss, was der Grund für meine atypische Unachtsamkeit war.

Der Grund, weshalb wir in Brigels waren, ist, weil Doris Geburtstag hatte. Die 4 Tage in einer Ferienwohnung waren mein Geschenk. Weil ich schon grosszügig bin, durfte meine Mutter auch mitkommen. Sie kann sich keine Ferien leisten und sie ist alleine. Die Beziehung zu ihr ist schwierig. Schon seit meiner Kindheit. Mich wühlt die gemeinsame Zeit immer auf und macht mich müde. Durch diese 4 gemeinsamen Tage in Brigels gewann ich aber an Erkenntnissen. Dadurch hatte diese Zeit doch sein Gutes. Klar, auch die Wanderungen waren gut und meine Mutter hat sich tapfer gezeigt. Wenn man bedenkt, dass sie bald 72 Jahre alt, Raucherin ist, 2 künstliche Kniegelenke hat und diese 2 Wanderungen ihre ersten waren in diesem Jahr, verdient das grossen Respekt. 

Dieser Bericht hier wurde ausnahmsweise mal nicht an dem Tag geschrieben, an dem diese Wanderung stattgefunden hat. 

Sodele, die Wanderung um den Grep da Plaids hätte unter normalen Umständen um die 3 Stunden gedauert. 


Diesen gesamten Weg habe ich alleine im Abstieg zweimal begannen, im Aufstieg dann logischerweise einmal, um das Handy zu suchen und glücklicherweise zu finden. 1,3 km und 280 zum Teil steile Höhenmeter.

Insgesamt wären bei dieser Rundwanderung 450 Höhenmeter zu bewältigen und sie wäre 9 km lang.


Start in Brigels Sogn Giacun (Heiliger Jakob)


Der Weg nach Plaun las Steilas


Das gemütliche Breil/Brigels im Rückblick


Plaun da Plaids. Vorne rechts beim Wegweiser (nicht zu sehen) werde ich schon bald mein Handy verlieren


Nach der Mittagspause steigen wir kurz auf den Grep da Plaids auf und geniessen die tolle Aussicht in die Surselva



Der steile Abstiegsweg (den ich danach noch 2 mal begehe)


Herbstzeitlose


Sontga Clau (hier bemerkte ich den Verlust des Handys)


Obersaxen


Auf dem Rückweg nach Brigels


Rückblick

Kommentare

  1. Hallo lieber Roland ich finde es schön hast du dein handy wieder gefunden.ich lese deinen blog sehr gerne.mach weiter so.

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  2. Bei deiner Geschichte kommt mit gleich wieder mein Missgeschick mit dem Portemonnaie in den Sinn, wo wir zusammen beim Caumasee unterwegs waren. Es ist wirklich mühsam, wenn man wichtige Sachen vermisst auf einer Wanderung. Schön zu lesen, dass auch du dein vermisstes Teil wieder gefunden hast!
    LG Werner und Loki

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